Osterholzer Kreisblatt vom 14.12.2018
Bayerische Bettgenossen und Effes Erotik
Arnd Zeigler präsentiert in der Stadthalle den Fußball von seiner komischen Seite
Osterholz-Scharmbeck. Wussten Sie, dass Uli Hoeneß sonntags seinen sexuellen Tag hat? Oder ihn zumindest hatte? Der Beleg für diese doch ziemlich private Präferenz des Bayern-Bosses, den Arnd Zeigler am vergangenen Mittwochabend in der Osterholzer Stadthalle präsentierte, war zugegebenermaßen nicht mehr sonderlich aktuell: Ein mit einem entsprechenden Hoeneß-O-Ton überschriebener Artikel, den die „Praline-Sportredaktion“ in gefühlt den 1970er-Jahren veröffentlicht hatte. Was freilich nichts am überwältigenden Heiterkeitserfolg änderte, den der Bremen-Vier-Moderator mit dieser der Vergessenheit entrissenen Enthüllung landete.
Funktionierte schon die Schlagzeile allein als Witz, so ließ es Zeigler nicht damit bewenden, sondern entwarf noch verschiedene Szenarien zum möglichen Wortlaut des Interviews. Neben einem Potpourri an „Kacktoren“, kläglich versemmelten Strafstößen, spektakulären Fouls und bizarren Elfmeter-Szenen zehrte der unter dem Motto „Dahin, wo es wehtut“ stehende Fußball-Abend vor allem von sprachlichen, intellektuellen und haarstilistischen Verirrungen der Fußballstars, von denen einige sicherlich viel dafür geben würden, könnten sie ihre Jugendsünden aus den Archiven der „Sportschau“ oder des „Aktuellen Sportstudios“ löschen lassen. Sicherlich birgt dieser Humor auch Häme, aber wer sollte das Zeigler verübeln, wo er doch den Fußball so liebt und lebt?
Stimmung wie im Stadion
Zeigler hat seinen von Mini-Flutlichtmasten beleuchteten Arbeitsplatz noch nicht eingenommen, da herrscht schon so eine Art Stadion-Atmosphäre im voll besetzten Saal der Stadthalle. Durstige Besucher quetschen sich mit vollen Bierbechern durch die Gassen zwischen den Stuhlreihen. Der Song einer irischen Band („Pickepackevoll“) heizt die Stimmung an wie die rituellen Fußball-Hymnen vor den Bundesligaspielen.
Als Zeigler, seines Zeichens auch Werder-Stadionsprecher, mit seinem Programm beginnt, lässt er von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sein Fernseh-Format „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ mühelos auf die Bühne übertragen kann. Die Pointen sind gut dosiert gesetzt und werden mit höherer Taktdichte eingestreut, als der Fußball gewöhnlich mit Strafraumszenen aufzuwarten vermag. Und Zeigler hält dieses Niveau weit über die berühmten 90 Minuten hinaus durch.
Zeigler, der Bremer, war am Vorabend dorthin gegangen, „wo es weh tut“, nämlich nach Gelsenkirchen. Mit einem Seufzer nutzt er die Erinnerung an diese Auswärtspartie für seine Osterholzer Spieleröffnung. „Die ganze Halle war voller Schalker.“
Er zeigt dann Fotos, mit denen er die mutmaßlich verblüffende Ähnlichkeit zwischen einem Hund und Ewald Lienen demonstrieren möchte, um dann vom Banalen zum Philosophischen zu wechseln: „Warum gehen wir zum Fußball?“ Weil das Geschehen auf dem Platz ein „Spiegelbild der Gesellschaft“ ist? Da sei was dran, findet Zeigler. Also wieder zurück zum Banalen. Auf der Videowand erscheinen Bilder, die zu Lachtränen rühren: Eigentor, per Seitfallzieher mit der Hacke erzielt, ein weiteres aus dem umgangssprachlich unmöglichem Winkel heraus.
Irgendwann greift Zeigler zur Suchmaschine. Er hämmert das Suchwort „Roter Kopf“ in die Tastatur, und auf dem Bildschirm erscheint tatsächlich ein gerötetes Gesicht – und ebenso das Konterfei von Uli Hoeneß. Wenn Filmchen und Anekdoten mit den bajuwarischen Granden angekündigt werden, schnellt der Aufmerksamkeitspegel bei den norddeutschen Erzrivalen nach oben.
Zeigler hat erkundet, wie viele Werder-Fans im Publikum sind: ganz, ganz viele. So wird eine angestaubte TV-Reportage, die das Verhältnis der Bayern-Kicker Hoeneß und Breitner illustrieren will, zu einem der Höhepunkte des Abends. Die prominenten Auswärtsspiel-Bettgenossen geben sich recht freizügig und redselig den Verletzungen ihrer Intimsphären hin. Die Kamera läuft sogar weiter, als sie sich zur Ruhe begeben und einer das Licht ausknipst. Und Zeigler weiß diesen unfreiwilligen Sketch – wie schon die pseudo-erotischen Fotos von „Effe“ Effenberg – noch eloquent zu veredeln: Er stellt die Frage in den Schlaf-Raum, ob der Kameramann wohl die Nacht in der Dunkelheit des Zimmers verbracht hat.