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20.06.2017

Wiener Regimentsorchester / 17.01.2017

Osterholzer Kreisblatt vom 21.01.2017

Märsche und Walzer aus Kaiserzeiten
Die k.u.k. Wiener Regimentskapelle IR4 entführte das Stadthallenpublikum musikalisch in eine royale Ära

Die Wiener Regimentskapelle IR4 ließ die Zeiten der k.u.k Monarchie wieder auferstehen. Als Solistin brillierte Lisi Jahrmann.

Osterholz-Scharmbeck. Pflege und Erhalt der altösterreichischen Traditions- und Militärmusik hat sich die „k.u.k. Regimentskapelle IR 4“ auf die Fahnen geschrieben. Mit seinem ersten Besuchsantritt in der Stadthalle stieß das Orchester mit diesem Anliegen auf viel Gegenliebe. Rund 400 Besucher ließen sich die traditionsreiche musikalische Jahresbegrüßung mit Marsch-, Walzer- und Polkaklängen nicht entgehen.

Diese servierten mehr als 30 Musiker unter der Leitung von Kapellmeister Helmut Zsaitsits sowohl auf spielerisch hohem Niveau als auch mit Witz, Esprit und Leichtigkeit. Vor allem in der zweiten Konzerthälfte häuften sich die Showeinlagen zwischen und während der Lieder. Dieser Teil des Gastspiels war mit weithin bekannten Johann Strauß-Melodien wie „Leichtes Blut“, der „Annen-Polka“ und dem „Kaiserwalzer“ gespickt.

So vollführte Schlagwerker Christian Rabanek den Xylophonpart der „Erinnerungen an den Zirkus Renz“ des Komponisten Gustav Peter in Hochgeschwindigkeit mit verbundenen Augen. Und mit Dominik Huber konnte ein weiterer Schlagwerker sein komödiantisches Talent im szenischen Dialog mit Zsaitsits‘ Moderator Andreas Thürnbeck voll zur Geltung bringen.

Der eigenen Tradition verpflichtet durften natürlich Lieder von Robert Stolz nicht im Programm fehlen. Schließlich zählte auch er einst zu den Mitgliedern des kaiserlich-königlichen Regimentsorchesters, das im Jahre 1977 seine Neugründung in der jetzigen Form erfuhr. Entsprechend ließ das k.u.k. Regimentsorchester IR4 musikalisch die Bäume im Prater erblühen und verabschiedete sich von seinem norddeutschen Publikum mit den gesungenen Worten „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“. Seinen Namen hat das heute als Verein geführte Orchester übrigens in Anlehnung an die kaiserliche und königliche Militärkapelle des 4. Infanterieregiments gewählt. Es führt dessen kulturelles Erbe fernab militärischen Kontextes heute fort.

Den Gesang bei den entsprechenden Programmanteilen übernahm Lisi Jahrmann als Solistin. Dass jedoch auch die weiteren Orchestermitglieder nicht nur fähige Instrumentalisten, sondern bei Bedarf ebensolche Sänger sind, bewiesen sie unter anderem in der Pause am Verkaufsstand, an dem sie eine Besucherinnenfrage nach einem Lied mit einer spontanen A-cappella-Einlage beantworteten.

Stadthallenmanager Matthias Renken betrachtete die erstmalige Verpflichtung des quasi-royalen Orchesters als Experiment und Pendant zum jährlich auf Einladung der umliegenden Lions-Clubs in der Stadthalle gastierenden Hannoveraner Heeresmusikkorps. Zu dessen Auftritten sollte die Einladung des Wiener Orchesters, das sich derzeit auf Tournee durch Deutschland und Luxemburg befindet, jedoch keinesfalls als Konkurrenz, sondern als Ergänzung verstanden werden.

Angesichts des großen Publikumszuspruchs und der durchweg positiven Resonanz kann dieses Experiment durchaus als ebenso geglückt bezeichnet werden – wie die Hardrock-, Oldie-, Jazz-, Open Air- und Kindermusicalveranstaltungen der vergangenen Monate. Dank dieses Wagemuts wird das Veranstaltungsprogramm in der Stadthalle kontinuierlich etwas bunter und vielseitiger.