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01.11.2018

The Kilkennys / 25.10.2018

Osterholzer Kreisblatt vom 27.10.2018

Irish Folk geht auch ohne Fiddle

Gassenhauer und Balladen: Kilkennys machen die Stadthalle zum Partykeller

Osterholz-Scharmbeck. Eigenen Angaben zufolge benannten sich die bereits vor 20 Jahren von damaligen Schulfreunden gegründeten Kilkennys nach ihrer „geliebten Heimatstadt Kilkenny City“. Der Umstand, dass dieser Name ebenfalls ein weltweit bekanntes Brauereierzeugnis ziert, wirkt sich für das junge Quartett indes keinesfalls nachteilig aus.

Dies zeigte sich unter anderem an der mit etwa 450 Besuchern gut gefüllten Stadthalle, welche die Kilkennys bei ihrer zweiten Visite in Osterholz-Scharmbeck vorfinden durften. Auch die Erwartungshaltung der Zuhörer dürfte durch die Namensgebung keineswegs in die Irre geführt worden sein, schließlich stieß Leadsänger Davey Cashin zur Begrüßung in das selbe Horn und versprach eine „Party im irischen Stil bis mindestens vier Uhr morgens“, um hinzuzufügen, er hoffe, „dass niemand von euch morgen arbeiten muss“.

Ganz so lange hielten es Band und Besucher dann zwar doch nicht aus, doch was das Quartett in den über zwei Konzertstunden zum Besten gab, dürfte jeden Freund irischer Folkloreklänge glückselige Momente beschert haben. Dabei verfahren die Kilkennys nach einem cleveren dramaturgischen Prinzip: Auf jedes schnelle Stück folgt eine Ballade, auf jede Eigenkreation ein sattsam bekannter Gassenhauer wie „Tell me Ma“, „Dirty old Town“ oder auch „Fiddler‘s Green“.

Jigs und Reels

Apropos Fiddle“: Die Violine dürfte das einzige traditionelle Folkinstrument sein, das nicht im umfangreichen Instrumentarium der „Kilkennys“ zum Einsatz kommt. Ansonsten wechseln sämtliche Bandmitglieder zwischen den Songs fröhlich zwischen diversen Gitarren, Banjos, Mandolinen, Bässen, Bodhràns und Sackpfeifen hin und her, wodurch jeder Song dank vollkommener Mischung aus flotten Jigs und Reels, wehmütiger Balladen und Dutzender Gassenhauer bei einem optimal ausgesteuerten Gesamtsound eine eigene Klangfarbe und somit charakteristische Note erhält. Als wäre dies noch nicht genug, entpuppt sich auch noch jedes Bandmitglied als fantastischer Sänger, was sich folgerichtig im Laufe des Konzerts nicht nur in verschiedenen Leadstimmen, sondern auch in gekonnt dargebotenen drei- bis vierstimmigen Gesangssätzen niederschlägt. Statt auf trinkfeste Raubeinigkeit, wie sie von den „Pogues“ oder auch „Dubliners“ bekannt ist, setzen die „Kilkennys“, die sich selbst als Fortführung des kulturellen Erbes eben jener Formationen verstehen, mehr auf harmonischen Schönklang und spielerische Perfektion. Feierfreudig zeigten sich die vier jungen Iren dennoch – und lernten dabei bisweilen auch gleich die Reserviertheit norddeutscher Zuhörer kennen, die bekanntlich zunächst gut unterhalten werden wollen, bevor sie Interaktionen mit den Bühnenkünstlern aufgeschlossen gegenüber stehen.

Auf seinen Versuch, das Publikum bei dem gleich als zweiten Song positionierten „Wild Rover“, der in Deutschland immer noch besser unter dem Titel „An der Nordseeküste“ bekannt sein dürfte, zu lautstarken Mitsingchören hinzureißen, erntete Cashin ebenso beredtes Schweigen wie auf seine spätere Frage. „Wo sind die Single-Ladies heute Abend?“ Dass dies jedoch nicht aus Antisympathie rührt, zeigten die ansonsten begeisterten Reaktionen aus dem Auditorium.

Wohl wissend, dass Irish Folk in die Beine geht, unterteilten die Veranstalter die Halle entsprechend in einen Sitzplatz- sowie einen im hinteren Hallendrittel gelegenen Tanzbereich, was sich als ebenso kluge Entscheidung heraus stellte wie die temporäre Aufstockung des Thekenangebots um eine irische Biersorte, deren Namen dem der auftretenden Band nicht allzu unähnlich ist.