Osterholz-Scharmbeck. An den Akteuren lag es sicherlich nicht, dass die Stadthalle noch freie Plätze aufwies, als die Vocal-Sensation aus Berlin – die Gruppe „On Air“ – auf die Bühne kam. 2013 traten die fünf Musiker zum ersten Mal gemeinsam auf: Tenor Andre Bachmann, Sopranistin Marta Helmin, Bariton und Vocal-Percussionist Patrick Oliver, Sopran Jennifer Kothe und zu guter Letzt Bass Kristofer Benn. Mitgebracht hatten sie ihre ganz eigene Version bekannter Weihnachtslieder. Die nun im „Buftekatze-Stil“ im Publikum für beste Stimmung sorgten.
Es müssen nicht immer die Wiener Sängerknaben sein, die in heimischen Wohnzimmern in der Adventszeit den Ton angeben. Mit „Seasons of Love“ gab „On Air“ einen anderen Klang vor – und der kam an. „Wir sind richtig froh, dass wir hier vor Publikum auftreten können“, bekannte Kristofer Benn. Weihnachten, das sei für ihn und seine Gefährten auch immer ein Heimkommen zu den eigenen Familien und gleichzeitig eine hektische Zeit mit vielen Auftritten. In den vergangenen zwei Jahren habe die Gruppe aber auch festgestellt, dass „Heimkommen“ auch die Rückkehr in die Hallen und Veranstaltungsorte bedeute, wo ein treues Publikum auf den Auftritt der Gruppe warte. In den vergangenen Jahren hat sich die Band On Air zudem mit ihrem Lichtdesign beschäftigt und es weiter perfektioniert. So erstrahlte die Bühne an diesem Abend sparsam, um dann lichtgewaltig Akzente in der Dunkelheit des Saals zu setzen.
Zwischen bekannte deutsche Weihnachtslieder wie „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ platzierten die Berliner gern englische Stücke, die sich inzwischen als Weihnachtslieder etabliert haben, so etwa „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea. Patrick Oliver steuerte als Vocal-Percussionist den Rhythmus, setzte die Akzente und verband die Stimmen seiner Mitsänger zu einem harmonischen Ganzen. Mit Fingerschnippen, Händeklatschen und mehr setzten die Fünf ihre Körper als Klangkörper ein und erzeugten immer wieder erstaunliche Klangeffekte.
So wurde es eine „Wonderful Christmas Time“, eine wunderbare Vorweihnachtszeit in der Stadthalle. Aus dem besinnlichen „Kommet ihr Hirten“ machten „On Air“ eine Forderung, der sich das Publikum kaum entziehen konnte. Von „Queen“ hatten sie „Thank God it’s Christmas“ mitgebracht.
Ganz besonders stach jedoch „Carol of the Bells“ hervor. Das Weihnachtslied, das viele aus dem Film „Kevin allein zu Haus“ kennen. Mit ihrer Version gewannen „On Air“ vor einigen Jahren einen A-capella-Wettstreit. Nun bekam das Publikum in Osterholz-Scharmbeck das Sieger-Lied des ukrainischen Komponisten Mykola Leontovych mit entsprechend beeindruckender Lichtshow zu hören. Der Beifall verriet, wie sehr diese Version auch in Norddeutschland die Herzen berührte.
Selbst das umstrittenste Weihnachtslied durfte nicht fehlen: „Last Christmas“. 1984 von der Gruppe Wham geschrieben, ist es längst zum Dauerbrenner in der Weihnachtszeit geworden. Die einen freuts, die anderen graust es. Andre Bachmann verriet, dass es selbst innerhalb der Gruppe zu Kontroversen hinsichtlich des Liedes kam. Erfreulich war das Ergebnis dieser künstlerischen Kontroverse: In der Version von „On Air“ war die vergangene Weihnacht überaus hörbar.
In ihrem Christmas-Medley stellten die fünf Sänger ihr Können unter Beweis, ganz unterschiedliche Songs zu einem perfekten Ganzen zu vereinen. Alte Melodien und junge Komponisten ergänzten sich zu einer friedlichen Weihnachtsbotschaft für alle, und so lautete einer der Weihnachtswünsche auch „All I Want for Christmas is You!
Von Marta Helmin kam der Vorschlag, ein Weihnachtslied aus ihrer Heimat Polen in das saisonale Repertoire aufzunehmen. Darin würde Maria als ganz normale schwangere Frau mit ihren Sehnsüchten und Ängsten geschildert, erklärte Helmin. Und wieder zeigte sich, wie gut die universal verständliche Sprache der Musik funktioniert. Denn selbst wenn der Text nicht allen verständlich war, die Musik, die Stimmen und die Emotionen erreichten die Zuhörer.
Mit „Merry Christmas“ von John Lennon verabschiedeten sich die Sänger von ihrem Publikum. „Der Krieg ist vorbei“, heißt es da an einer Stelle, und die Fünf von „On Air“ übersetzten es für ihr Publikum: „Tut den ersten Schritt aufeinander zu“.
Ohne Zugabe wollte das Publikum die Künstler jedoch nicht von der Bühne lassen, und so endete der Abend mit dem einem weiteren Weihnachtslied. Dem Klassiker schlechthin: „Stille Nacht“.