Ohnsorg Theater / 10.03.2017
Osterholzer Kreisblatt vom 13.03.2017
Originales Ohnsorg-Flair
Hamburger Traditions-Theater begeistert in der Stadthalle mit Humor französischer Prägung
Die Frage, wer hier wen zum Narren hält, ist im Falle von Frido Piepenbrink (l.)und Peer Brockmann nicht so leicht zu beantworten.
Osterholz-Scharmbeck. „Nicht das Böse ist es, was wir Menschen zu fürchten haben, sondern die Dummheit“, postulierte einst der Satiriker Oliver Kalkhofe und begründete seine These wie folgt: „Ein intelligenter Gegner ist selbst bei moralischen Defiziten zumindest eine kalkulierbare Größe, da er sein Ziel mit Vernunft verfolgt.
„Nicht so der Idiot! Er ist unberechenbar, ziellos und überaktiv.“ Ob dem heute in Hollywood wohnhaften französischem Autor und Regisseur Francis Veber nämlicher Essay des deutschen Satirikers bekannt ist, darf zwar bezweifelt werden, dieselbe Erkenntnis liegt indes auch seinem Erfolgswerk „Le Dîner de cons“ zugrunde, das nach großen Erfolgen auf internationalen Theaterbühnen bislang zweimal verfilmt wurde.
14 Jahre nach der Erstaufführung des Stücks in Paris nahm sich unlängst nun das Ohnsorg-Theater des Stoffes an und bewies mit dem „Dinner för Spinner“ in der plattdeutschen Sprachfassung von Manfred Hinrichs auch in der Stadthalle, das boulevardesker Hollywoodhumor französischer Prägung auch in niederdeutscher Mundart hervorragend funktioniert.
Temporeich und pointiert
Vor nahezu ausverkauftem Haus durfte der von einem Hexenschuss geplagte Verleger Peer Brockmann, verkörpert durch Till Huster, die unkalkulierbare Energie der Dummheit in Person des durch Erkki Hopf gespielten Finanzbuchhalters Frido Piepenbrink kennenlernen. Nicht ahnend, dass ihn der misanthropische Verleger ursprünglich als ausgemachten Spinner vor gleichgesinnten Freunden vorführen wollte, gelingt es Piepenbrink alias Hopf mit geradezu herzerweichender Naivität und eigentlich stets in bester Absicht, sowohl Brockmanns Ehe als auch dessen Affäre innerhalb kürzester Zeit zu ruinieren und ihm sogar einen Kollegen von der Steuerprüfung auf den Hals zu hetzen.
Dass es dabei ebenso temporeich wie pointiert zur Sache geht und die im Kern dramatische Ausgangssituation durch die entsprechende Fallhöhe, kernige Dialoge und ein souverän aufspielendes Ensemble zu einer flotten Boulevardkomödie avanciert, deren Pointendichte nahezu im Minutentakt herzhaftes Gelächter im Publikum auslöst, versteht sich sowohl angesichts des Oeuvres des Autoren als auch des Ohnsorg-Theaters nahezu von selbst. Schließlich dürfte es unter anderem diesem Umstand zu verdanken sein, dass die Akteure des Hamburger Traditionstheaters in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck seit über zehn Jahren konstant hohe Besucherzahlen verzeichnen, wenn sie einen Abstecher nach Osterholz-Scharmbeck unternehmen.
„Pro Jahr produzieren wir sieben plattdeutsche Bühnenstücke, vier davon kommen auch im Rahmen sogenannter ‚Abstecher‘ an anderen Spielorten im norddeutschen Raum zur Aufführung. Dazu kommen noch zwei Tourneeproduktionen in hochdeutscher Sprache“, gewährt Inspizientin Elena Pein Einblicke in die Arbeitsweise des Hamburger Volkstheaters und gibt Aufschluss darüber, weshalb Freunde des niederdeutschen Schwanktheaters auch künftig einmal jährlich mit einem Besuch des Ohnsorg-Theaters im Landkreis Osterholz rechnen dürfen.
Den Unterschied zwischen „Abstechern“ und Tourneeproduktionen erklärt Pein wie folgt: „Bei ‚Abstechern‘ sind die Beteiligten am Abend nach der Aufführung wieder zuhause, während Tourneen längere Reisen bedeuten.“ Beidem gemein ist indes, dass es sich in beiden Fällen um dieselben Besetzungen handelt, die die jeweiligen Stücke auch im Ohnsorg-Theater selbst zur Aufführung bringen. Auch Kulissen und Kostüme entstammen stets den theatereigenen Werkstätten.