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24.07.2017

Nicolai Friedrich / 29.04.2017

Osterholzer Kreisblatt vom 02.05.2017

Magier verzaubert Publikum

Nicolai Friedrich liest scheinbar spielend die Gedanken seiner Gäste in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck

Osterholz-Scharmbeck. Die Zuschauer erwartete am Sonnabend ein ungewöhnliches Erlebnis, das es so noch nie in der Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck gab. Das wurde bereits bei den Hinweisen aus dem Off bei der Begrüßung deutlich. „Mit dem Betreten der Halle erklären sie sich damit einverstanden, dass Ihre Gedanken gelesen und zur Kontrolle öffentlich genannt werden dürfen“, sagte die nette Stimme. Während das große auf den Bühnenhintergrund projizierte Konterfei des Magiers plötzlich die Augen aufschlug, kam aus dem Zuschauerraum unsicheres Gelächter.

Dann stand er auf der Bühne: Nicolai Friedrich, der Zauberer, der am liebsten in den Gedanken anderer Leute liest. 2010 und 2014 hatte er auf spektakuläre Art und Weise den Fußball-Weltmeister mit Endspielgegner und Finaleergebnis vorhergesagt. Er hatte auch immer wieder in Einzelvorstellungen sein Publikum begeistert. Seine Tourneen führten in aber eher nach Asien oder in die USA. Jetzt ist er erstmals auf Deutschlandtournee – sein Besuch in der Kreisstadt war schon fast das Finale. Doch schon im Herbst startet seine neue Showreihe. Im Internet verrät Friedrich nach dem tollen Einstand, dass er im Februar auch mit dem neuen Programm wieder in Osterholz-Scharmbeck vorbeischaut. Sein magischer Auftritt war der erste Besuch eines Zauberers in der Stadthalle.

Show hebt sich ab

Friedrich macht sich in einer Zeit auf, seine Fangemeinde in Deutschland zu vergrößern, die von einem Begeisterungssturm für die Ehrlich Brothers geprägt ist. Nicolai Friedrich hebt sich allerdings von deren großen Zaubershows merklich ab. Er braucht keine bombastischen Tricks oder pompöse Bühnenbilder. Er zaubert auf einer fast leeren Bühne. Allein eine abgestimmte Beleuchtung und Projektionen sorgt für passende Atmosphäre. Weil Friedrich oft mit kleinen Dingen zaubert, wurde das Geschehen von einer Kamera aufgefangen und vergrößert wiedergegeben.

Ansonsten setzt der Magier in zerrissenen Jeans und T-Shirt – „Zauberer haben auch keine Zylinder mehr auf“ – auf seinen Charme und persönliche Ausstrahlung. Er zerschneidet Seile und flickt sie wieder, dann setzt sich eine Zeitung auf wundersame Weise vor den Augen der Zuschauer wieder zusammen und aus dem Nichts tauchen unzählige Weinflaschen auf. Dann erfüllt Friedrich mehrere Getränkewünsche aus einem einzigen Shaker, ohne diesen zu befüllen. Friedrich lässt es schneien und einen Tisch mühelos über die Bühne schweben.

Seine Stärke spielt er aber vor allem bei der Mentalmagie aus. Er sagte beispielsweise „Lottozahlen“ voraus, die während des Auftritts „gezogen“ werden. Einen Zuschauer bittet er um ein Foto. Ohne es gesehen zu haben, erzählt er was auf dem Foto zu sehen ist, kennt den Namen der Person und ihr Hobby. Immer wieder „liest“ er in den Gedanken seiner verblüfften Gäste. Der Magier nannte Daten in einer Weise, die den Verdacht nahe legt, er könne tatsächlich Gedanken lesen. Friedrich spielte mit dem Zweifel der Zuschauer. „Ich kann das nur auf der Bühne“, sagte er. Und: „Ich danke ihnen, das Sie mir ermöglicht haben, hier auf der Bühne ein Zauberer zu sein.“ Um die Verwirrung komplett zu machen, verhilft er einigen Zuschauern dazu, scheinbar selber Gedanken lesen zu können. Selbstverständlich bestreitet er den Verdacht, die Zuschauer auf der Bühne könnten eingeweiht sein. Trotzdem dachte wohl jeder darüber nach, wie die Tricks des Nicolai Friedrich sonst funktionieren könnten. Nach der Pause ließ der Zauberer einige Gedanken über die Lautsprecher hörbar werden: „Der sieht verdammt gut aus“, „Mann, der kann wirklich Gedanken lesen“ oder „Das sind auch nur Tricks“.