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10.08.2020

Maybebop / 06.08.2020 / Frischluft-Kultur OHZ

Osterholzer Kreisblatt vom 08.08.2020

Nach fünf Monaten Viren-Zwangspause freute sich Maybebop, wieder vor Publikum aufzutreten. Nicht minder froh war ihr Publikum, mal wieder ein Konzert erleben zu dürfen.

Open-Air-Konzert mit Maybebop

Die Wiederkehr der guten Laune

Maybebop feiern mit ihrem Publikum ein Sommernachtskonzert auf dem Stadthallen-Gelände

Nach fünf Monaten Viren-Zwangspause freute sich Maybebop, wieder vor Publikum aufzutreten. Nicht minder froh war ihr Publikum, mal wieder ein Konzert erleben zu dürfen.

Auch Stadthallen-Manager Matthias Renken und Christian Meyer-Hammerström, Geschäftsführer der Osterholzer Stadtwerke, konnten sich ganz entspannt zurücklehnen und auf dem Außengelände der Stadthalle, wo sonst gern die aufgestylten Fahrzeuge der Autobörse präsentiert werden, das Maybebop-Konzert genießen.

Gut 300 Gäste verteilten sich auf dem Areal und lauschten den frechen, engagierten Texten der vier ungewöhnlichen Musiker. Schlagzeug, Bass und andere Instrumente brauchen nicht zu Konzerten mitgeschleppt werden, die Instrumentalisierung der Band wie auch die Gesangsstimmen stecken wohlgepflegt in den Kehlen der Maybeboper.

Gleich der erste Song stimmte das Publikum auf die irgendwann kommende Zeit nach Corona ein: „Ziel:Los!“ „Mich hält nichts mehr auf“, heißt es da, und das löste so etwas wie ein befreites Aufatmen im Publikum aus.

Durchaus kritisch gingen die vier Maybeboper mit der zunehmenden Tendenz vieler Eltern ins Gericht, ihre Kinder in einem privaten Überwachungsstaat zu erziehen. „Das Beste fürs Kind“ – ist es das wirklich, wenn Kinder und Jugendliche davor beschützt werden, Erfahrungen zu machen und Konsequenzen zu erleben? Wiewohl schwungvoll und frech vorgetragen, schaute doch so mancher Zuhörer nachdenklich zur Bühne.

Wie einfach doch die Tanzwelt ist, wenn die Paare nicht mehr penibel vorgegebenen Schrittfolgen ausgesetzt sind, verrieten Oliver Gies, Jan Malte Bürger, Lukas Teske und Christoph Hiller (für Sebastian Schröder) beim „Algorhythmus“: Niemand ist verkehrt, alle tanzen unbeschwert, weil sich von selbst die Schrittfolge erklärt.

Und auch die immer stärker auf die Menschheit einprasselnde Medienwelt der Nachrichten wurde mit „Früher gab’s die Tagesschau“ der selektive Dämpfer verpasst: „Ursprung allumfassender Information: Was man nicht erfuhr, war automatisch nicht von Relevanz und der Wissensstand war überall synchron“.

Das Hinhören lohnte sich, die Texte mit Tiefgang, mindestens eine handbreit unter jedem Kiel jedenfalls, machen Spaß. In Anlehnung an einen Gassenhauer aus den 1929-er Jahren sang Maybebop-Bandmitglied Lukas Teske im schönsten Berlinerisch seiner Jugendjahre „Sejeln jehn“ und hat mit seiner Bühnenfigur „Fritze“ sogar die Größe zuzujeben, det er jar keen Käptn is.

Möglicherweise hat Bandmitbegründer Oliver Gies ein haar-gespaltenes Verhältnis zu seinem Haartisten, wie sonst ließe sich der haarsträubende Song „Bhaarbershop“ aus seiner Feder erklären? „Ich habe nicht direkt Probleme mit Friseuren, es sind die Namen ihrer Läden, die mich stören…“ singen die Vier und nahmen den Zwang der Friseure, nicht nur mit Lockenwickler und Farbe, sondern auch mit Worten zu spielen, lachmuskelreizend auf die Schippe.

Nach zwei Stunden bester Unterhaltung musste Abschied genommen werden. Doch Maybebop geht in Osterholz-Scharmbeck nicht ohne Zugabe, das machte das Publikum unmissverständlich klar. Nach langer Pause kam Sebastian Schröder auf die Bühne zurück und zelebrierte die „Festung“. Ein Gänsehaut-Moment für Publikum und Veranstalter, der mit stehenden Ovationen für die Band gefeiert wurde.