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09.04.2018

Max Raabe / 23.01.2018

Osterholzer Kreisblatt vom 23.01.2018

Max Raabe machtʼs möglich

Publikumsmagnet sorgt für ausverkaufte Stadthalle

Osterholz-Scharmbeck. Standing Ovations: 1100 Zuschauer stehen in der ausverkauften Stadthalle Osterholz-Scharmbeck und feiern ein großes Orchester mit dem Sänger Max Raabe. „Gerne geben wir eine Zugabe“, haucht Raabe in seiner unnachahmlichen Art und Weise, einer Mischung aus Zurückhaltung und unermesslichem Charme. Noch einmal greifen die Musiker zu den Instrumenten. Doch die Zuschauer können kaum genug bekommen. Jetzt haben sich die Künstler in ihren weißen Jacketts am Bühnenrand platziert. Nur Raabe im schwarzen Smoking und die italienische Geigerin Cecilia Crisafulli im Kleid heben sich davon ab.

Abseits ihrer Plätze in einer sonst starren Orchesterformation spielen die Musiker ein letztes Unplugged-Lied. Ein fast intimer Moment, der ein tolles Konzert beendet. Wieder hat sich eine Showgröße in die Gästeliste der Stadthalle eingetragen. Die Zuschauer sind begeistert von dem Trip in die 20er und 30er und ihrer ausgelassenen musikalischen Welt.

Rückblick: Kurz nach 20 Uhr tritt der Bariton Max Raabe das erste Mal ins Scheinwerferlicht an dem nostalgisch wirkenden Blockmikrofon. Gewohnt präzise singt er das erste Lied des Abends. Beim letzten Akkord flüstert ein Zuhörer: „Toll“. Und einige Reihen davor entweicht einer Zuschauerin ein „Ja!“ Es scheint fast so, als habe sie mitgefiebert und feiere nun die fehlerfreie Darbietung, wie bei einem Sportevent. Vom ersten Moment an hat Max Raabe seine Fans gefangen. Begeistert gehen sie mit.

Famose Musiker

Abgesehen von einem kleinen Ausflug zu seiner neuen CD, aus der er „Der perfekte Moment… wird heut verpennt“ interpretiert, bleibt Raabe mit seinen Musikern in gewohnten Gefilden. Bekannte und weniger bekannte Musik aus längst vergangenen Tagen bildet das tragende Element. Dazu passen auch die Bühne, die Lichtshow und Raabes Auftreten. Sehr zurückhaltend und ein wenig steif spult er die Show ab – so, wie es die Fans kennen und mögen. Sein Aktionsradius beschränkt sich meist auf die zwei Meter zwischen Flügel und Mikrofon. Oft tritt der Künstler zurück in den Schatten des Instruments, an das er sich gern anlehnt.

Dann treten die Musiker des Palast-Orchesters in den Vordergrund, die auf einer Art Treppe hinter Pulten und Schildern drapiert sind, wie man es von bekannten Bigbands kennt. Der Sänger Max Raabe hält sich zurück. Und das ist auch gut so. Das Orchester ist in dieser Show keine Nebensache. Die Musiker zeigen, was sie drauf haben. Es ist dann auch mal schneller, schmissiger, hat auch heiße Rhythmen auf.

In der Pause begegnet uns Stadthallenmanager Matthias Renken. Er hat gute Laune. „Die Halle ist ausverkauft. 1100 Zuschauer sind hier“, sagt er. Und eine Runde zu Fuß über den Parkplatz habe ihm gezeigt, dass viele Besucher nicht aus der Region kommen. Sie hätten weitere Wege auf sich genommen, um Max Raabe in der Kreisstadt erleben zu können. „Heute waren viele Gäste das erste Mal hier“, glaubt Renken. Künstler wie Max Raabe und das Palast-Orchester machen‘s möglich.

Trockener Humor

Zwischen der Musik sagt Raabe die Titel an und betätigt sich als Kabarettist. „Wenn der Senat sagt, er baut einen Flughafen, dann baut er auch einen Flughafen. Da muss man ihn nicht alle sechs Jahre erinnern“, sagt er dann in seiner trockenen Art. Aus dem Publikum schallt ihm Gelächter entgegen. Die Show wirkt wie aus einem Guss. Alles ist vorbereitet und läuft nach einem festen, perfekten Schema ab. Nur einmal verwechselt Raabe den Namen eins Komponisten. Es ist einer der wenigen Augenblicke, die zeigen: Dieser Max Raabe ist auch ein Mensch.

Natürlich sind die alten Texte voller Andeutungen. Ein Beispiel: „Und sie pustet, und sie bläst ihn auf geschwinde, an der Nordsee, Ostsee, Wannsee, Swinemünde. Amalie geht mit ʼnem Gummikavalier …“ Sie versprühen Nostalgie und Frivolität. So soll es sein.