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09.04.2018

Martin Rütter / 19.12.2017

Osterholzer Kreisblatt vom 21.12.2017

Freispruch für Dogge und Co.

Hundeprofi Martin Rütter testet sein neues Comedy-Programm in ausverkaufter Stadthalle

Mit seinem neuen Programm „Freispruch“ hält Martin Rütter ein unterhaltsames und begeisterndes Plädoyer für die Vierbeiner.

Osterholz-Scharmbeck. „Freispruch“ fordert Hundeexperte und Comedian Martin Rütter in seinem gleichnamigen Programm. Auf der Anklagebank: Kira, Luna, Buddy, Rudi, Nelly und Luis. Zwei Stunden lang hält Rütter ein unterhaltsames Plädoyer für die jagenden, bettelnden und pubertierenden Vierbeiner, indem er den Zweibeinern in gewohnt charmanter Weise ihre eigene Inkonsequenz vor Augen führt.

Offenbar hat es sich unter den Comedians herumgesprochen: Die Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck ist ideal für sogenannte Warm-ups. Diese stellen die Testphase für ein Programm dar, das an einigen Stellen noch verfeinert werden könnte. Das Publikum profitiert in mehrfacher Weise. Es sieht die Comedians in einer relativ kleinen Halle von Nahem. Die Besucher gehören zu den ersten, die das neue Programm sehen; sie müssen dafür allerdings den einen oder anderen Nachteil in Kauf nehmen.

Martin Rütter hatte beispielsweise noch kein Bühnenbild mitgebracht, was der Show und ihrem Unterhaltungswert allerdings keinen Abbruch tat. Die Stadthalle war mit 1100 Besuchern seit Längerem ausverkauft. In der oft komplizierten Hund-Mensch-Beziehung findet der Hundeprofi und Autor Rütter genügend Stoff für seine abendfüllenden Unterhaltungsprogramme. „Freispruch“ ist bereits das vierte Programm.

Kira & Co. haben in Rütter einen der besten Verteidiger, die man sich denken kann: Er findet für jedes Fehlverhalten mehr oder weniger plausible Gründe und Erklärungen: Biologie, Genetik und menschliches Unvermögen, diese Zusammenhänge zu erkennen und verständnisvoll zu lösen. Wer mit dem i-Phone in der Hand durch den Wald läuft, könne nicht sehen, wenn der Hund zur Jagd ansetzt. An diesem Punkt muss der Rückruf funktionieren, andernfalls könne auch er als Hundeprofi sich nur hinsetzen und auf die Rückkehr seines Hundes warten. Der Experte gibt zu: Das Jagen sei ein schwieriges Problem, aber nicht unlösbar.

Rütter streut den gesamten Abend über kleine praktische Tipps ein, ohne belehrend zu wirken. Charles Darwins Theorie „Survival Of The Fittest“ bedeute korrekt übersetzt nicht das Überleben des Stärkeren, sondern des Intelligentesten, stellt der Experte klar und folgert: „Der Halter sollte etwas intelligenter sein als der Hund.“ Fehlverhalten lasse sich logisch herleiten, meint Rütter und garniert seine Erklärungen mit bildhaften Beispielen, die dem Publikum wiederholt die Lachtränen in die Augen treiben.

Wenn die 78-Kilo-Dogge „Rudi“ bettelnd und sabbernd am Tisch sitzt, ist das für die meisten Hundehalter eine nachvollziehbare Szene. Mag man sich anfangs auch einig sein, dass der Hund nichts vom Tisch bekomme: Spätestens am dritten Tag wandere doch ein kleines Teil ins Hundemaul. Viele Besucher nicken und fühlen sich ertappt, doch Rütter beruhigt: Dem Hund zu widerstehen, der seit der Geburt auf Betteln programmiert sei, erfordere Konsequenz. Erschwerend komme die menschliche Empathie hinzu. Aber erst wenn die Dogge pöbelnd die Nebentische im Restaurant besuche, habe der Besitzer ein echtes Problem.

Im Laufe des Abends arbeitet sich Rütter mit viel Humor auch durch die dunkle Kapitel der Hund-Mensch-Beziehung. Am Ende gibt er den Besuchern ein wenig zum Nachdenken auf den Weg: „Die Hunde sollen uns verstehen, aber wir sind nur selten bereit, das umgekehrt zu tun.“ Hunde-Kommunikation erfolge durch Gestik und Mimik. „Achtet auf Eure Hunde!“, bittet Rütter. Vom Publikum gibt es für alle Vierbeiner am Ende den Freispruch und für Hundeprofi Rütter begeisterten Applaus.