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24.07.2017

Luke Mockridge / 23.03.2017

Osterholzer Kreisblatt vom 25.03.2017

„Eigentlich sind wir doch alle gleich“
Luke Mockridge begeistert bei Vorpremiere des Programms „Lucky Man“ in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck

Osterholz-Scharmbeck. Wenn eine Stadthalle schon Wochen im Voraus ausverkauft ist, und das Publikum einen deutlich jüngeren Altersdurchschnitt als bei vergleichbaren Veranstaltungen an selber Stelle aufweist, muss etwas Besonderes in der Luft liegen. So war es, als der in Köln wohnhafte Comedian Luke Mockridge in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck auftrat. Der Künstler gewährte den Saalgästen vorab einen Einblick in sein aktuelles Soloprogramm „Lucky Man“. Damit begibt er sich im April auf eine große und größtenteils bereits ausverkaufte Tournee.

„Solche Previewtourneen sind im Comedy-Bereich nicht unüblich: Auch große Namen testen ihre aktuellen Programme zumeist basisnah in kleineren Spielorten, bevor es mit diesen in die Arenen geht“, erklärt Stefan Paul, Geschäftsführer der Bremer Veranstaltungsagentur „Revue Concerts“. Der Evaluationsprozess des Programms sei jedoch weitestgehend abgeschlossen. „Das, was man heute Abend zu sehen bekommt, ist inhaltlich schon sehr nah an dem, was man auch in den großen Spielorten erleben wird.“

Mit 28 Jahren ist Mockridge einer der Topstars der jungen Comedy-Generation. Er ist einen Lebensweg gegangen, der ihm bereits durch seine Eltern, beide international tätige Schauspieler und Kabarettisten, nahezu vorgegeben scheint. Doch reicht dies allein aus, um ein „Lucky Man“, ein glücklicher Erwachsener, zu werden? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch Mockridges aktuelles Soloprogramm, in dem er sich ansonsten thematisch häufig auf Altbewährtes verlässt.

Kindheit und Jugend

Nach Reminiszenzen an die eigene Kindheit und Jugend, in deren Rahmen sich Mockridge als „nerviges Scheißkind“ bezeichnet und ein schulisches Trauma als „steter Übrigbleiber bei Gruppenfindungen“ offenbart, geht es in der ersten Programmhälfte vorwiegend um gendertypische Eigenarten, beispielsweise das Trink-, Dusch- und Wohnverhalten adoleszenter Männer und Frauen, das Mockridge jeweils ebenso wort- wie gestenreich skizziert.

„Eigentlich sind wir doch alle gleich: Auf jeder WG-Party findet die politische Diskussion in der Küche statt, und jedes Mal sitzt eine verheulte Frau vor der Wohnung auf dem Bürgersteig und formuliert unter Tränen den Satz: ‚Es ist alles ein bisschen viel grade’“. Der Witz in Mockridges Ausführungen besteht nicht zwingend in dem, was er sagt, sondern in der Art und Weise, wie er es sagt. Der Kölner gibt sich schlagfertig, pointiert, häufig laut, aber stets sympathisch und bietet seiner Zielgruppe gleichen Alters hinsichtlich Aussagen und Habitus jede Menge Identifikationspotenzial.

Ähnlich altbewährt geht es nach der Pause weiter: Mockridge demonstriert seine Fähigkeiten an Piano und Gitarre und parodiert, wie es klänge, wenn Bands und Songwriter wie Tim Bendzko, AnnenMayKantereit, Herbert Grönemeyer oder Bosse das Kinderlied „Hänschen klein“ interpretieren würden. Ein Rezept also, das den durch Otto Waalkes seit mehr als 30 Jahren vorgetragenen „Hänsel und Gretel“-Variationen nicht unähnlich ist. Mockridge selbst formulierte es so: „Jede Generation hat ihre eigenen Fragen.“ Und augenscheinlich auch ihren Starcomedian, der bewährte Comedy-Rezepturen erfolgreich auf den jeweils aktuellen Geschmack appliziert.

Allerdings leistet er sich auch bisweilen Kritik an seiner eigenen Generation: „Wir haben uns nahezu kollektiv ins Internet begeben. Wir sprechen nicht mehr miteinander, sondern texten nur noch – und das ist falsch.“ Die Auflösung des Rezepts zum titelgebenden „Lucky Man“ darf zum Ende jedoch nicht fehlen. „Höre nicht auf andere, sondern werde der Mensch, den Du als Kind cool gefunden hättest.“ Dies scheint Mockridge geglückt zu sein – und angesichts seiner Popularität sowie dem lautstarken Abschlussapplaus in der Stadthalle ist er mit dieser Einschätzung wohl weitaus nicht alleine.