Kaya Yanar / 16.09.2017
Osterholzer Kreisblatt vom 18.09.2017
Wo sie mit 120 km/h rückwärts einparken
Kaya Yanar nimmt in seinem Programm „Planet Deutschland“ einige Marotten und Klischees aufs Korn
Osterholz-Scharmbeck. „Als ich das letzte Mal auf die Karte geguckt habe, lag Australien nirgends in Europa.“ Mit gespielter Verwunderung stellte Comedian Kaya Yanar fest, dass sich Australien seit 2016 am Eurovison Song Contest (ESC) beteiligen darf. Der Komiker brachte die etwa 600 Zuschauer in der Stadthalle von Osterholz-Scharmbeck mit seinem Programm „Planet Deutschland“ so richtig zum Lachen. Ein Flitzer, angeblich auch aus Australien, habe beim ESC 180 Millionen Zuschauern an den Bildschirmen seinen Allerwertesten gezeigt. „Der hat sich vielleicht gedacht, das ist hier sowieso alles für den Arsch“, schlussfolgerte der Deutsch-Türke.
Kaya Yanar wunderte sich darüber, dass Deutschland ständig irgendwelche unbekannten Musiker ins ESC-Rennen schicke. „Man könnte doch auch mal Bushido entsenden“, schlug er vor. Die Texte des Rappers müssten dann allerdings erst einmal zensiert werden. Yanar gab, sehr zur Belustigung des Publikums, das Beispiel eines Bushido-Lieds mit den entsprechend durch einen „Biep“ zensierten Passagen.
Sodann bestaunte der durch seine TV-Sendung „Was guckst du?“ bekannt gewordene Bühnenkünstler die Tierliebe der Deutschen. „Mit Deutschen an Bord hätte es niemals eine Arche Noah gegeben“, war sich Yanar sicher. Während die einen ihre Haustiere über alles liebten, würden die anderen Tiere vor allem auf dem Teller schätzen.
Mit etwa 15 Millionen Stubentigern sei Deutschland eine absolute Katzennation, so der Komiker, der in der Schweiz mit seiner Freundin zusammenlebt. „Ich selbst habe auch zwei Katzen zu Hause“, informierte der 44-Jährige. Zunächst habe er eine amerikanische Langhaarkatze von der Nachbarin übernommen. „Das war ja nur ein Katzensprung“, kalauerte Kaya Yanar. Um die Katze wirklich zu spüren, müsse man erst einmal einen Meter ins Fell durchgreifen, scherzte der gebürtige Frankfurter weiter.
Auch weil sich die Katze seit drei Jahren immer wieder vor derselben Vase erschrecke und dabei immer wieder beim Fernsehschauen störe, sei der Wunsch nach einer zweiten Samtpfote aufgekommen. „Wir wollten eine Katze, die nicht kaputt ist“, gab Kaya Yanar zu bedenken. Die hinzugekommene British-Shorthair-Katze könne aber nicht miauen. „Sie gurrt dagegen wie eine Taube“, stellte Yanar fest. „Unsere auch“, teilte eine Frau aus dem Publikum mit.
Kaya Yanar erzählte, er hasse es, seinen Katzen Futter zu kaufen. „Katzen sind die Franzosen unter den Tieren“, betonte der Künstler. Mit einem näselnd französischen Akzent machte er eine seiner beiden Katzen nach: „Das hatte ich letzte Woche auch schon im Napf. Ich bitte Dich.“ Hunde hingegen stürzten sich auf alles Essbare und fragte erst hinterher, worum es sich dabei eigentlich gehandelt habe. Kaya Yanar machte auch noch darauf aufmerksam, dass Deutschland das einzige Land ohne Tempolimit auf der Welt sei. „In der Schweiz darf man maximal 120 km/h fahren. So parken wir in Deutschland rückwärts ein“, meinte der Comedian. Der große Applaus schien ihn zu bestätigen. Yanar betonte, dass mit Bertha Benz eine Frau zum ersten Mal am Steuer eines Autos gesessen habe. „Die Frau des Auto-Erfinders Carl Benz war genervt, weil der vorher immer noch ein paar Tests durchführen wollte“, erklärte Kaya Yanar. Nach einer langen Autofahrt sei Bertha Benz dann zurückgekommen und habe eingeparkt. Yanar ließ extra eine lange Pause und der Fantasie der Zuhörer freien Lauf. „Dann hat er ein neues Ding gebaut“, setzte er seinen Vortrag fort.
Er selbst schimpfe viel zu viel am Steuer, räumte Yanar selbstkritisch ein. Nach einer Tour in China mit Martin Rütter habe der 44-Jährige einen Gegenbesuch aus China bekommen. „Bevor die Chinesen in mein Auto gestiegen waren, kannten sie kein Wort Deutsch“, versicherte Yanar. Dann habe der eine Chinese ständig den Satz „Fahr doch, du Penner“ wiederholt. Zuletzt zitierte der Comedian noch aus einem Gesetzestext aus Nordrhein-Westfalen: „Wenn ein Beamter bei der Dienstreise verstirbt, wird die Dienstfahrt beendet.“
„Mit Deutschen an Bord hätte es niemals eine Arche Noah gegeben.“ Comedian Kaya Yanar über die Tierliebe