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02.05.2018

Chris Tall / 27.04.2018

Osterholzer Kreisblatt vom 30.04.2018

Chris Tall unterhält – und zieht Grenzen

Comedy in der Stadthalle

Osterholz-Scharmbeck. Ordentlich warm wurde es Comedian Chris Tall bei seinem Auftritt am Freitag in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck. Vor ausverkauftem Haus präsentierte der Hamburger sein neues Programm „Und jetzt ist Papa dran“. Bereits im vergangenen Jahr hatte er mit „Selfie von Mutti“ in der Stadthalle gastiert und das Publikum mit Anekdoten aus dem Leben eines jungen Erwachsenen begeistert.

Manch einer findet seine eigenen Eltern, oder als Elternteil sich selber, wieder. Eltern, die cool sein wollen, indem sie beispielsweise die Jugendsprache nutzen würden. Blöd nur, wenn man sie in falschen Zusammenhängen verwendet. Doch es ging nicht nur um die Eltern. Auch an die eigene Nase musste sich das vornehmlich junge Publikum fassen; wenn es um Tinder-Dates oder die Fernsehgewohnheiten geht.

Zusammen mit Freunden oder dem Partner genossen die Zuschauer einen kurzweiligen Abend. Dass das Programm aber auch familientauglich ist, dafür war Familie Bethmann der beste Beweis. Chris Tall begeisterte nicht nur die Geschwister Noel und Viola, sondern auch Mutter Jessica. „Man wird total mitgenommen, auch als Elternteil“, bestätigte sie. Im vorigen Jahr hatte sie ihren Sohn Noel bereits zu „Selfie von Mutti“ begleitet. Damals war ihr Chris Tall noch völlig unbekannt, doch sie fand schnell Gefallen am Comedian. „Er geht extrem auf das Publikum ein und nimmt Zwischenrufe sofort auf. Das ist toll“, lobte Noel Bethmann. Chris Tall legte gekonnt gleich zu Beginn ein enormes Tempo vor. „Es war eine super Stimmung“, so die Geschwister Bethmann. Mutter Jessica war erfreut über die familiäre Atmosphäre. Bewusst hätten sie sich für den Gig in der Stadthalle entschieden. Man ist doch näher dran, als wenn man zum Beispiel in der großen Stadthalle Bremen säße, wo Chris Tall auch gastiert, so Jessica Bethmann. Bevor Chris Tall sein Publikum nach guten 150 Minuten in die Nacht entließ, appellierte er noch an das Gewissen seiner Gäste. Er wolle, dass man wieder mehr über sich selber lachen könne und die Momente wieder mehr genießen würde. Das Leben könnte so schnell vorbei sein, erklärte er und berichtete von einem beinahe Unfall auf der Autobahn, der ihm die Knie hatte schlottern lassen. Ebenso müssten wir bitte aufhören, Minderheiten zu erschaffen. „Wir machen eine Minderheit zur Minderheit indem wir sie vom „Normalen“ ausgrenzen. Nicht die Minderheit entscheidet.“

Würde ein Rollstuhlfahrer einen Witz über sich machen, dann sei es in Ordnung und man würde lachen. Würde aber jemand, der nicht im Rollstuhl sitzt, einen Witz über eben jene machen, dann gäbe es nur ein verhaltenes Lachen und in den Köpfen könnte man die Empörung praktisch sehen. Rollstuhlfahrerin Marion stimmt ihm zu: „Ich bin auch nur ein Mensch wie die anderen auch“. Das Ganze dürfe aber auch nicht falsch verstanden werden. „Es gibt auch Grenzen!“, schärfte der Comedian ein.

Es müsse auf Augenhöhe geschehen, der Angesprochene sich auch „wehren“ können, so der Hamburger und erzählt von einem Erlebnis mit einem Mädchen, das im Krankenbett auf seiner Tour war. Er wäre zu ihr gegangen und gleich von ihrer Mutter abgefangen worden. Ihre Tochter sei ein großer Fan, aber zu schwach um mit ihm selber zu sprechen. Das sei für ihn eine Grenze, denn die Tochter hätte nicht lachen, noch ihm kontern können.