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20.06.2017

Chris Barber / 13.01.2017

Osterholzer Kreisblatt vom 17.01.2017

Ein Grandseigneur der Jazzposaune
Chris Barber bringt moderat geblasenen Bigband-Sound auf die Stadthallen-Bühne

Auch mit fast 90 Jahren beschwören Chris Barber und seine Bandkollegen mit musikalischer Leidenschaft die Glanzzeit der großen Jazz-Bigbands herauf.

Osterholz-Scharmbeck. Zweifelsohne zählt Chris Barber zu den letzten Veteranen, die auf dem alten Kontinent die Fahne des traditionellen Bigband-Jazz, gepaart mit Elementen des Skiffle und Dixie, hoch halten – und das seit Beginn der 1960er-Jahre ebenso konstant wie konsequent.

Trotz seiner bald 87 Lebensjahre ist der studierte Posaunist, der 2006 die Ehrendoktorwürde der Universität Durham erhielt und 2014 mit der „German Jazz Trophy“ für sein eindrucksvolles Lebenswerk geehrt wurde, mitsamt seinen Musikern aus dem europäischen Konzertgeschehen kaum wegzudenken.

In der Osterholz-Scharmbecker Stadthalle konzertierten Barber und seine zehn Mitmusiker, die ihn seit den frühen Jahren des dritten Jahrtausends im Rahmen der „Big Chris Barber Band“ begleiten, bislang hingegen noch nicht. Dies änderte sich am Freitagabend.

Gut 300 Zuhörer wollten sich die Osterholz-Premiere des renommierten Jazzveteranen samt seiner Mitstreiter nicht entgehen lassen, viele davon bereits langjährige Anhänger der verschiedenen Projekte des Bandleaders.

„Wir wohnen in Osterholz. Mein Mann ist seit den 1950er-Jahren ein großer Fan von Chris Barber. Er besitzt neben allen offiziellen Veröffentlichungen auch zahlreiche von anderen Fans privat gefilmte Konzertaufnahmen. Ob in Bremen oder Berlin – wir haben in den letzten Jahrzehnten fast jedes Barber-Konzert besucht“, verlieh eine Besucherin in der Pause des Stadthallen-Konzerts ihrer Freude Ausdruck, den Grandseigneur der Jazzposaune mitsamt seinen Mitstreitern endlich einmal quasi vor der eigenen Haustür erleben zu können. Trotz dreier Trompeten, zweier Saxofone und zweier Posaunen fällt die Gesamtlautstärke des Konzerts entsprechend moderat aus. Die im Jahre 2000 ins Leben gerufenen Bigband, für deren ureigene Arrangements seit Gründung der Trompeter und Posaunist Bob Hunt verantwortlich zeichnet, vermengt die klassische Barber-Handschrift mit dem Erbe der großen amerikanischen Bigbands der 1930er- und 1940er-Jahre, allen voran die Schule Duke Ellingtons. Konsequenterweise betitelt das tourbegleitende Presseinfo den aktuellen Sound der Big Chris Barber Band als „Classic Ellingtonia“.

Barber selbst steht als Namensgeber und Moderator zweifelsohne im Mittelpunkt des Publikumsinteresses, ordnet sein Posaunenspiel jedoch überwiegend seinen Mitmusikern und dem jeweiligen Song unter, überlässt seinen Bühnenkollegen großzügigen Raum, damit sie die Möglichkeit erhalten, ihr virtuoses Können in wohldosierten Solopassagen unter Beweis zu stellen.

Natürlich kommen auch in Osterholz-scharmbeck die eigenen kommerziellen Erfolge der Chris Barber Jazzband zum Zuge: „Petite Fleur“ ebenso wie „Wild Cat Blues“, und als süße Zugabe ertönte der auch in der Konzertpause am Verkaufsstand nach wie vor am häufigsten nachgefragte Barber-Songtitel „Ice Cream“.

„Wir haben in den letzten Jahrzehnten fast jedes Barber-Konzert besucht.“

Konzert-Besucherin