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09.04.2018

Albert Hammond / 11.12.2017

Osterholzer Kreisblatt vom 13.12.2017

Welterfolge in der Ur-Version präsentiert

Albert Hammond und Band spielen in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck Hits aus fünf Jahrzehnten

Osterholz-Scharmbeck. Was haben Whitney Houston, Tina Turner, Joe Cocker, die Hollies, die Fortunes, Leo Sayer und Chris de Burgh gemeinsam? Sie alle – und noch viele weitere – führen mindestens einen Welthit im Programm, dessen Verfasser auf den Namen Albert Hammond hört.

Die Unterscheidung „It’s The Singer, Not The Song“, die sich als Textzeile in zahlreichen Rocksongs wiederfindet, erhält im Fall „Hammond“ eine fast schon tragisch-komische Bedeutung. Viele seiner Songs avancierten zu regelrechten Stadionhymnen, ohne dass sie mit ihm in Verbindung gebracht werden. Doch er hat auch für sich unvergessliche Hits geschrieben, und so ist er auch auch als Sänger populär genug, selbst an einem Montagabend nahezu 600 Musikfreunde in die Stadthalle zu locken, um ihnen eben diese Welterfolge in den Versionen ihres Urhebers zu präsentieren.

Bis auf eine stimmungsvolle und aufwendige Lichtshow verzichtet Hammond auf jeglichen Glamour und zeigt sich in schwarzem Pulli und Bluejeans ganz und gar unprätentiös auf der Bühne. Mit dem Gitarristen Calais Brown, Schlagzeuger David Stewart, Bassist David Paton und Keyboarder Irvin Duguid verfügt Hammond über Mitspieler, welche es verstehen, die stilistisch vielseitigen Kompositionen originalgetreu umzusetzen. Die Instrumentalisten bleiben im Hintergrund, das Rampenlicht fällt allein auf ihren Frontmann.

Kompositionen für die Geschichte

Obwohl der Engländer mit seinen Kompositionen unbestritten Popgeschichte geschrieben hat, blieben ihm über viele Jahre große Erfolge verwehrt. Während Hammond als Interpret später nicht mehr an seine internationalen Erfolge der 1970er-Jahre anknüpfen konnte, stürmten andere mit seinen Kompositionen international an die Hitparadenspitzen, woraufhin sich Hammond für einige Jahre sogar gänzlich vom Bühnengeschäft zurückzog.

Seit geraumer Zeit ist Hammond mit Band jedoch wieder verstärkt auf Songbook-Tournee, um seine Werke und Welterfolge auch selbst vor Publikum zu präsentieren. Warum dieser Schritt von dem Künstler erst ein wenig Distanz zum eigenen Schaffen abverlangte, wird in Anekdoten und Geschichten, die er zu einigen seiner Lieder erzählt, mehr als deutlich: „Anfang der 1970er-Jahree schrieb ich einen Song, von dem ich überzeugt war, dass er mich ganz nach oben bringen würde – aber nichts passierte. Dann gab ich den Song an Engelbert, danach an Tom Jones – beide Versionen floppten ebenso.“ Elf Jahre später fragte ihn ein spanischer Sänger, ob er mit ihm zusammen an seinem ersten englischsprachigen Album arbeiten wolle. „Ich wusste, mit ihm würde der Song funktionieren, konnte ihm aber natürlich nichts von den vorherigen Misserfolgen erzählen.“ Also nahm er den Song noch einmal mit Akustikgitarre und einem Kassettenrecorder auf, spielte ihm die Aufnahme vor und sagte: „Julio, gestern Abend ist mir ein Song eingefallen, der für Dein Album perfekt wäre.“ So sei Julio Iglesias durch eine „kleine Schummelei“ zu seinem Welthit „To All The Girls I’ve Loved Before“ gekommen.

So genial sich Hammond in den vergangenen 50 Jahren als Songschreiber erwies, so wenig haftete ihm der Ruf eines Ausnahmegitarristen oder Stimmwunders an. Selbst eigene Welterfolge wie die als Zugabe ertönende „Free Electric Band“ klingen heute auf der Bühne diverse Halbtöne tiefer als auf früheren Plattenveröffentlichungen, was dem in diversen Momenten ein klein wenig an Neil Diamond erinnerndem Timbre Hammonds beim Konzert in der Stadthalle gleich doppelt entgegen kam, zumal er hörbar an einer Erkältung laborierte: „Das Wetter bringt mich noch um“, entschuldigte er sich hierfür bereits nach dem zweiten Song.

Dieser trotzte Hammond jedoch tapfer und durfte spätestens nach „One Moment In Time“, mit dem Whitney Houston in den 1980er-Jahren Weltruhm erlangte, minutenlangen Applaus entgegennehmen. Beifall auch für die Zugabe: „It Never Rains In Southern California“.