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17.04.2018

Maybebop / 14.04.2018

Osterholzer Kreisblatt vom 17.04.2018

A-cappella-Konzert

Auch mit einem Ersatzmann liefern Maybebop in der Stadthalle A-cappella-Pop auf höchstem Niveau

Bestens unterhalten

Osterholz-Scharmbeck. Vor elf Jahren präsentierte das seinerzeit noch recht junge A-cappella-Quartett Maybebop sein damals aktuelles Programm „Superheld“ im Rathaus – gemeinsam mit dem lokalen Ensemble „Pop-Chor‘n“. Die vier Hannoveraner waren seinerzeit im Begriff, sich mit unzähligen Konzerten einen guten Ruf im deutschsprachigen Raum mühsam zu erarbeiten. Die harte Arbeit, stimmlich und textlich konstant Höchstleistungen abzuliefern und unzählige Konzerte in nahezu jeder Ecke der deutschsprachigen Länder zu absolvieren, hat sich für das Kleeblatt mittlerweile bezahlt gemacht.

Auch in Osterholz-Scharmbeck zählen Maybebop zu den ebenso regelmäßigen wie gern gesehenen Gästen – mittlerweile in der Stadthalle, in der sie vor zwei Jahren vor mehr als 800 Zuschauern eine Live-DVD ihres damaligen Programms „Das darf man nicht“ aufzeichneten. So ist es kaum verwunderlich, dass sich die Halle auch jetzt wieder bestens gefüllt zeigte, als das Quartett dort sein aktuelles Programm „Sistemfeler“ präsentierte – und dabei die Besucherzahl des tags zuvor an selber Stelle gefeierten Stefan Gwildis noch locker übertraf.

In den gemeinsamen Bühnenjahren hat das Quartett nicht nur seine schon damals im Rathaus herausstechenden Qualitätsmerkmale konsequent weiter verfeinert und zur Perfektion geführt, sondern sich zugleich auch die bemerkenswerte Eigenschaft erhalten, höchst anspruchsvolle Gesangssätze in Tateinheit mit kraftraubenden Bühnen-Choreografien zu präsentieren – und das mit einer nach wie vor jugendlich und unbekümmert wirkenden Frische, die in der aktuellen deutschsprachigen Musiklandschaft vergeblich ihresgleichen suchen dürfte.

Bass muss passen

Und dennoch ist dieses Mal nicht ganz alles beim Alten: Langjährige Fans dürften sich zunächst über ein neues Gesicht auf der Bühne gewundert haben. Dabei handelt es sich um Christoph Hiller aus Weimar, der bisher vor allem als Dozent für Chorleitung an den Hochschulen in Weimar, Frankfurt/Main und Leipzig sowie als Musikproduzent auffällig geworden war. Damit erleben Maybebop durchaus nicht den ersten Besetzungswechsel, seit sie 2002 damit begannen, ihre Karriere ernsthaft professionell zu forcieren. Hiller ist nun als Ersatzmann für die Bassstimme Heinrich Sebastian Schröder mit von der Partie, der seinen Bandkollegen aufgrund eines akuten Rückenleidens mindestens ein halbes Jahr lang nicht zur Verfügung stehen kann. Zwar mutet es, nüchtern betrachtet, nach schierem Wahnsinn an, innerhalb von nur zwei Wochen nicht nur ein komplettes Konzertprogramm solch hohen Anspruchs einzustudieren, sondern zudem auch noch die bisweilen recht komplexen Choreografien. Doch Hiller wagte es dennoch – und er meisterte gemeinsam mit Oliver Gies, Lukas Teske und Jan Bürger die eigentliche Unmöglichkeit, auf der Bühne zu keinem Zeitpunkt als Fremdkörper zu wirken. Das Publikum bekam so auch in dieser Besetzung „zu 100 Prozent Maybebop“ serviert.

Wie hoch diese Leistung einzuschätzen ist, wird auch die Bremerin Marita bestätigen können, die sich als langjähriger Fan des Quartetts im Vorfeld per E-Mail den schon traditionellen „Karaoke-Spot“ gesichert hatte. Das Vokalquartett räumt damit auf jedem seiner Konzerte einem Fan die Möglichkeit ein, mit auf der Bühne zu stehen und gemeinsam zu singen. Nachdem sich die Bremerin auf der Bühne als langjährige Sängerin mit hinreichend Chor- und Bühnenerfahrung entpuppte, die sich zudem mit Noten ausgiebig auf ihren Auftritt vorbereitet hatte, verzichtete Tenor Jan Bürger kurzerhand auf eine Beteiligung, um der Gastsängerin vollends sein Stimmfeld zu überlassen – und dies sogar gern: „Ich persönlich war noch nie auf einem Maybebop-Konzert und würde das gerne mal sehen.“

Nachdem auch der spontane Bühnengast ohne vorherige Probe vollends überzeugt hatte und nachdem Hiller die Noten des spontan dafür ins Programm gehievten „Fluch gebucht“ kurzerhand direkt von seinem Tablet gesungen hatte, zeigte sich auch Bürger überzeugt: „Also, ich würde für Euch Eintritt bezahlen.“

Ansonsten zeigte das Quartett auch mit seinem aktuellen Programm keinerlei Abnutzungserscheinungen. Ganz im Gegenteil gelingt Maybebop mit jedem neuen Programm das Kunststück, an Reife zu gewinnen, ohne an Frische und Unterhaltungswert zu verlieren. Mittlerweile integriert das Quartett auch sozialkritische Kommentare in seine von ironischem Humor geprägten Songs, die nach wie vor keine stilistischen Limitierungen zu kennen scheinen: Sie verarbeiten verwegen linkspolitische Statements in zynisch-doppelbödige Marschmusik, weisen bei ihren Konzerten auf die globale Müllproblematik hin – und auf ihre Unterstützung für das Projekt „Viva con Agua“, ohne sich dem Vorwurf aussetzen zu müssen, zu besserwisserischen Weltrettern avanciert zu sein.

Wo Maybebop draufsteht, ist nach wie vor allerbeste und humorvolle Abendunterhaltung drin, gepaart mit musikalischer und teils akrobatischer Höchstleistung – das gilt heute fast noch mehr als vor elf Jahren im Rathaus und auch mit einem Ersatzmann.